Der Streit zwischen dem Rapper Bushido und seinem ehemaligen Geschäftspartner Arafat Abou-Chaker hält nun schon seit vielen Jahren an. Unter anderem geht es auch um die gemeinsamen Immobilien, indessen ein Bruder Abou-Chakers sich nun äußerte und dem Musiker drastische Vorwürfe gemacht hat. Der «perfide und perverse Plan Bushidos» bestehe darin, sich als Opfer zu zeigen, erklärte der Bruder im Zivilprozess vor dem Oberlandesgericht Brandenburg an der Havel am Mittwoch. Unter dem Vorwand einer behaupteten Erpressung und Bedrohung nehme Bushido die Opferrolle an und trage diesen Eindruck auch in den Prozess um die gemeinsame Firma – nach dem Motto «Gebt mir alles».
In dem Prozess konkret geht es um sieben Häuser, die Arafat Abou-Chaker und Bushido gemeinsam im brandenburgischen Rüdersdorf erworben hatten. Die Trennung aus dem Musikgeschäft verkomplizierte sich mit der Aufteilung der vielen weiteren gemeinsamen Geschäftszweige, die beide Männer über Jahre aufgebaut hatten, was weitere Auseinandersetzungen verursachte. Darüber hinaus äußerte Bushido in Songs und später auch vor Gericht zahlreiche schwerwiegende Anschuldigungen gegenüber Abou-Chaker. Nach einem jahrelangen Prozess hatte das Landgericht Berlin Arafat Abou-Chaker aber im Strafprozess von Gewaltvorwürfen gegen Bushido freigesprochen. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte gegen das Urteil jedoch Revision eingelegt. Bei dem Prozess in Brandenburg war der Rapper am Mittwoch nicht anwesend.
Abou-Chaker: «Wie frech der ist»
Nach den schweren Vorwürfen Bushidos über angebliche Pläne Arafats ihm und seiner Familie etwas anzutun, betonten die Anwälte Abou-Chakers am Mittwoch, dass der Freispruch Arafats aus ihrer Sicht auch bei der Bewertung im Zivilprozess eine Rolle spielen sollte. Abou-Chaker wurde von allen Hauptvorwürfen freigesprochen und nach ihrer Auffassung gebe es daher aktuell gar keinen handfesten Grund, Arafat Abou-Chaker aus der gemeinsamen Firma auszuschließen. Arafat Abou-Chaker warf Bushido vor Gericht Lügen vor.
Aus einer jahrelangen, engen Freundschaft wurde nun ein nicht enden wollender Prozess vor Gericht. Abou-Chaker war Trauzeuge auf Bushidos Hochzeit. Gemeinsam kauften sie sich ein Grundstück bei Berlin, um dort mit den Familien zusammenzuziehen, Arafat Abou-Chaker ließ verlauten, dass es damals Bushidos Wunsch war. Die beiden Familien waren im gemeinsamen Urlaub, öfter waren Abou-Chaker und Bushido auf Veranstaltungen zu sehen und zeigten der Öffentlichkeit, wie eng sie beieinanderstanden. 2017 kam es dennoch zum Bruch. Von dort an beschäftigen nachfolgende Streitigkeiten die Justiz.
Eigentlich habe man versucht nach der Trennung im musikalischen Geschäft und dem privaten Zerwürfnis, das Immobiliengeschäft geräuschlos abzuwickeln, erwähnte Arafats Bruder am Mittwoch. Dann kam es in seinen Worten zum «Vorwurfskrieg». «Guck ma’, wie frech der ist», legte der Bruder nach. Seine Familie sei vier Jahre lang vor Gericht «auseinandergenommen» worden. Bushido habe gelogen und seinen Bruder Arafat als Bevollmächtigten der Immobiliengeschäfte gekündigt.
Die Sache mit den 180.000 Euro
Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Ferchichi, führte als Kündigungsgrund jedoch an, dass der Bruder eigenmächtig 180.000 Euro aus dem Gesellschaftsvermögen entnommen habe. Arafat Abou-Chaker und sein Bruder bestreiten dies aber vehement. Sie erklärten, dass es vorher gemeinsame Absprachen gegeben habe und mit dem Geld Rechnungen für das gemeinsame Grundstück in Kleinmachnow bezahlt worden seien, wo Abou-Chaker und Bushido früher noch gemeinsam lebten.
Um eine besagte Summe von 180.000 Euro ging es auch heute vor dem Oberlandesgericht. Laut Arafats Bruder hätten im März 2018 für das gemeinsame Grundstück in Kleinmachnow dringend Rechnungen bezahlt werden müssen. Bushido habe diese Summe aber damals nicht stemmen können. Daraufhin hätten sich Arafat, sein Bruder und Bushido damals geeinigt, das Firmenkonto anzuzapfen. «Dann heb das Geld ab, dann haben wir ein Problem weniger», schilderte Arafats Bruder die Situation vor etwa sechs Jahren.
Der Bruder hätte daraufhin drei Wochen später das Geld für die beiden abgeholt – auch weil Bushido «einfach faul» sei, so der Bruder. Die allgemeine Stimmung zwischen den Parteien sei im gemeinsamen Immobiliengeschäft aber «ganz normal gewesen». «Was die musikalisch gemacht haben, hat mich gar nicht interessiert», führte der Bruder weiter aus. Der Streit um das Musikgeschäft hätte sich zunächst nicht auf das Immobilienunternehmen ausgewirkt.
Der Prozess ist nur ein Teil einer Reihe juristischer Auseinandersetzungen der beiden. Dreieinhalbjahre dauerte bereits der vorherige und längste Prozess zwischen den zwei Parteien, indem es um Gewaltvorwürfe seitens Bushido an Abou-Chaker ging. Arafat wurde Anfang des Jahres weitgehend freigesprochen. Wegen unerlaubter Tonbandaufnahmen, mit denen Abou-Chaker allerdings zu seinen Gunsten seine Seite der Geschichte erzählen konnte, musste eine Strafe von 81.000 Euro gezahlt werden. In einem anderen Zivilprozess hatte wiederum Bushido gegen seinen Ex-Geschäftspartner um eine Millionensumme im Februar recht bekommen. Das Gericht hatte festgestellt, dass es keinen Managementvertrag zwischen den beiden gegeben habe.
Quellen: Mit Material der dpa.